Konsequenter Weise haben sich eine realtiv große Anzahl an Leuten einen „Internet-Dongo“ gekauft. Das ist eigentlich ein einfacher Internetstick um Internet zu empfangen, dass man halbwegs mit den europäischen Verhältnissen vergleichen kann.
Beim Kauf muss man seine ID angeben. Kein Pass, kein Dongo. Mittlerweile denke ich aber selbstständig daran, meine Sachen zu organisieren, weshalb ich dann nach 3 Minuten afrikanischer Zeitrechnung (30 Minuten Europäischer Zeitrechnung) im Besitz meines langersehnten Dongos war.
Als nächstes stand am Mittwoch, dem allwöchentlichen Townrun, ein Ladekabel für meinen Computer auf der Liste (Jaha ich schreibe sogar Einkaufslisten), da mein Kabel unerklärlicher Weise den Geist aufgegeben hat.
Dann ein größeres Thema: Erster Protest
Ich gehöre dem IB-Jahrgang an, in dem die Regeln aus wenig plausiblen Gründen strikter sind als zuvor. Zu ihnen gehören:
1. Wir dürfen am Wochenende nichtmehr in den jeweils anderen Hostels übernachten, was gemeinsame Gruppenarbeit deutlich erschwert.
2. Während der 2 Stunden Prep ( eine Art Silencium) darf man sich nicht auf der Hostelseite des anderen Geschlechts aufhalten, was wiedermals Gruppenarbeit sowie Lerngruppen deutlich hindert.
3. Anders als in den anderen UWCs ist bei uns der Check-In, also die Einkehr in unsere Hostels und das verlassen des Gemeinschaftsraums, nicht um 01:00 sondern um 22:30, am Wochenende 22:45.
Das sind nur 3 Regeln die es zu ändern gilt. Wir haben mittlerweile 40 Leute gefunden die sich unserem Protest anschließen, der natürlich äußerst friedlich sein muss. In einem äußerst gut formuliertem Brief Elis (USA), haben wir unsere Punkte angegeben und das, wenn sich die Schulleitung nicht auf Gespräche einlässt, wir am Samstag Abend auf dem Sportplatz übernachten werden.
Ein wundervoller Aspekt des UWCs ist, dass man fast alles erreichen kann, wenn man genug Leute zusammen kriegt. Und neben den Leuten haben wir auch ein Ass im Ärmel. Emil und Lykke (Dänemark) sind die ersten NC-Stundents (Vom Nationalen Komitee ausgewählten Schüler) Dänemarks, weshalb sie von heute an eine Woche lang von einem Kamerateam verfolgt werden. Mit den Medien auf unserer Seite haben wir einen so enormen Vorteil, dass wir siegessicher unseren friedlichen Protest durchziehen können.
Desweiteren ist der Himmel Swasilands bei Nacht von Sternen bedeckt und der Mond strahl manchmal so hell, dass man denkt es würde schon dämmern. Ich freue mich jetzt schon auf Samstag, und auf die folgenden Kompromisse, die hoffetlich folgen werden.
Falls sich jemand fragt, warum wir nur 40 Leute sind, wo doch weitaus mehr Schüler vom UWC Waterford Kamhalaba beherbergt werden, hier folgt der Grund: Es ist kein Geheimnis, dass man sich als NC sehr dumm anstellen muss um schiefe Blicke der Schulleitung zu ernten. Anders ist das bei den Schülern, die sich direkt beim Waterford Kamhlaba beworben haben, ohne von einem Komitee ausgewählt zu werden. Somit haben wir das Privileg fast nie in der Tinte zu sitzen, aber (so sehe ich es zumindest) auch die Pflicht für die Schüler, die keine NCs sind, einzutreten.
Es ist kein Protest gegen das UWC, kein Protest gegen die Schule und kein Protest gegen die Schulleitung oder die Lehrer. Es ist ein friedlicher Protest gegen die Regeln, die in allen UWCs gleich sein sollen, die es aber nicht sind. Es ist klar, dass man hier in Swasiland nicht die liberalität Europas erwarten oder fordern kann. Doch das uns der Jungen bzw. Mädchenabend am Samstag gestrichen wird, wo er sich doch Jahre zuvor ohne Probleme gehalten hat, ist einfach nicht richtig.
Anderes Thema: Verantwortung.
Manche haben gezweifelt, andere sind verzweifelt (Ja du weißt, dass ich dich meine) aber letztendlich habe ich doch unter Beweisgestellt, dass ich recht ordentlich und verantwortungsbewusst leben kann. So habe ich nun also die Ehre jeden Donnerstagabend den Musikraum zu verwalten, was mir die Möglichkeit eröffnet an jedem der unzähligen Instrumente rumzuklimpern und mit einigen Leuten zusammen zu jammen. Jaha, ich, Herr der Schlüssel zum Musikraum, jeden Donnerstag zwischen Dinner und Check-In.
Himmlisch.
Achja dann wäre da noch die Tatsache, dass ich meinen Communityservice gewählt habe. Ich werde nun jeden Donnerstag in eine Grundschule gehen und mit 9-10-Jährigen das Lesen üben. Ich freue mich schon darauf meine eigene Gruppe von 7 Kindern zu haben. Wieder ein bisschen Verantwortung. Als 2. Com-Serve habe ich mich der neugegründeten Amnesty International Gruppe im Waterford angeschlossen sowie den Young Heros, die Schulen in Swasiland helfen und dafür auch Geld sammeln. Unser nächstes Projekt wird eine Schule sein, die während der Dürreperiode kein Wasser hat, weshalb wir einen Brunnen für sie bauen werden. Das heißt, wir sammeln Geld um professionelle Arbeiter zu engagieren, die einen Brunnen für die Schule bauen. Zwischendurch werden wir dann wohl zu der Schule fahren und sehen wie alles vorangeht, wie sie sich entwickelt hat und ob wir noch anderweitig helfen können.
Das wär vorerst alles.
Leo