Swazi Uprising

Ein Aufstand ist geplant und das nicht zum ersten Mal. Die Frage ist nun, wird es diesesmal wirklich ernst genommen? Die letzten Demonstrationen waren eher erfolgslos, da die Demonstranten nach dem ersten Protest eine 3-Wöchige Pause haben folgen lassen. Diese Pause ist nun vorbei und der Protest der für morgen geplant ist scheint sogar größer zu werden als er geplant war. Schon heute waren an jeder Straßenecke in Mbabane bewaffnete Polizisten, die in 3er-Gruppen ihren 50m²-Bezirk observierten, auf der Suche nach möglichen verfrühten Demonstrationen. Der eigentliche Aufstand soll morgen am 12. April erfolgen und für 3 Tage anhalten.

Der König hat in der SwaziTimes (eine Swasiländische Version der BILD) angekündigt, dass er nicht davor zurückschrecken wird Gewalt anzuwenden, oder eher anwenden zu lassen. Die Polizisten sind auf seiner Seite, da er ihre Gehalts-Checks zurückhält bis die Demonstrationen vorbei sind und vor wenigen Tagen wurde erneut in der SwaziTimes darauf hingewiesen, dass der König für (soweit ich mich erinnern kann) 6 Millionen Rand (600.000 €) Munition gekauft hat.

Hier kommt dann erneut die Frage auf: Wenn Swasiland eines der ärmsten Länder Afrikas wenn nicht sogar der Welt ist und jeden Tag erneut die Bevölkerung unter der extremen Armut leidet, woher nimmt der König das Geld für Munition und Waffen? Nun, die Regierung an sich ist Pleite, aber der König, mit seinen Monopolen in der Swasi-Wirtschaft, sitzt auf geschätzten 20 Billionen US-Dollar. Er gewinnt zudem ungefähr jedes Jahr ca. 6 Millionen US-Dollar.

Heute, während einer relativ spontanen Schulversammlung, hat unser Schulleiter Mr. Nodder uns soweit es in seiner Macht steht über die aktuelle Situation Swasilands aufgeklärt. Da Waterford unter strengster Beobachtung des Königs steht hat er einige Hauptpunkte der Demonstrationen ungefähr wie folgt formuliert: “ Die Demonstranten wollen ein Mehr-Parteiensystem (Der letzte König hat Parteien in Swasiland verboten, da er angeblich wegen eines aktiven Anhängers einer oppositionellen Partei vor Gericht geführt wurde) und eine Neuordnung der Regierung zur Herbeiführung eines Demokratischen Systems“. Übersetzt hieße das dann: „Die Deomonstraten sind den König Leid und wollen, dass er verschwindet“.

Mr. Nodder hat außerdem gesagt, dass er auf verschieden Treffen von Firmen und Schulen erfahren hat, dass es kein Problem darstellen wird wenn man das Land verlassen will. Nach dieser beruhigenden Nachricht hat er dann aber auch verkündet, dass es diese Woche keinen Com-Serve geben wird. Einen Grund dafür hat er nicht genannt aber man kann leicht erschließen, dass es entweder die Angst vor gewaltsamen Protesten sein wird oder der Gedanke von Straßensperren, die sowohl hin- als auch Rückweg beschwerlich bis unmöglich machen werden.

Während dieser äußerst interessanten politischen Lage wird einem jedoch mal wieder klar: Waterford ist eine Blase, die einen von Swasiland weitesgehend abschneidet. Während unten kaum 5km entfernt Polizisten patroullieren checken wir auf unserem Hügel wie es im Sport steht oder wer uns bei Facebook geschrieben hat. Obwohl wir hier in Afrika leben ist es uns oft nicht bewusst. Internet, Fernsehen, 3 Mahlzeiten am Tag, Abends Brot auf den Korridoren.

Überraschung!

Diese vergangene und vergehende Woche war voll mit allerlei Überraschungen.
Aus persönlichen Gründen werde ich nicht an der Südafrikatour wie geplant teilnehmen, sondern stattdessen nach Hause fliegen. Dort erwarten mich Familie, Freunde und 3 Geburtstage, auf die ich mich jetzt schon freue.

Desweiteren wurde ich bei meinem allwöchentlichen Com-Serve mit einem neuen Stück Swasi-Kultur konfrontiert. Man nennt es Religion. Als Sofia und ich aus dem Bus stiegen kamen auch schon unsere 8 Winzlinge, die es zu unterrichten und unterhalten gilt, Stück für Stück angelaufen. Auch Christiane war dabei, die letztes mal nicht in der Schule war, weil sie das Schulgeld wahrscheinlich nicht bezahlen konnte. Unmittelbar nachdem sich unsere Schüler um uns rum versammelt hatten kam ein anderes Mädchen angelaufen, deutete auf eins unserer Mädchen und schrie aus vollster Seele: „DON’T TOUCH HER! SHE’S A DEVIL’S FOLLOWER! DON’T TOUCH HER! YOU WILL BECOME A DEVIL’S FOLLOWER TOO! YOU FOLLOW THE DEVIL!“ Ein für ihr Alter unglaublich brutaler Kampf trat zwischen den beiden Mädels auf, bis wir sie dann von einander getrennt hatten. Auch die anderen Kinder erzählten uns, dass unsere Schülerin dem Teufel folgen würde und wenn wir sie anfassen würde, würden wir selber ein Teufelsanbeter werden. Sofia und ich haben sie dann natürlich sofort beruhigt und das beschuldigte Mädchen vor allen Leuten angefasst, um klarzumachen, dass hier kein Teufel im Spiel sei. Die anderen Kinder waren zwar ruhiger aber dennoch nicht ganz überzeugt. Als wir am Ende der Stunde dann zusammen ein Gedicht aufsagen wollten, haben sie sich geweigert, ihre Hand zu nehmen, in der Angst, dass Dämonen in sie reinfahren würden.
Wie sich später herausstellte hat wahrscheinlich eine Lehrerin das arme Mädchen verflucht, weil sie zu sät zum Unterricht erschienen ist. Tom (Mein SAT/EAP Lehrer und Supervisor bei diesem Com-Serve) teilte mir auch mit, dass Religion und Flüche in der Swasikultur nicht zu unterschätzen seien. Swasis glauben sehr oft und sehr stark an Dämonen, Austreibungen und sonstige Sachen, die für die meisten Mitteleuropäer wohl als Schwachsinn abgestempelt werden. Er sagte allerdings auch, dass es sich hierbei wohl nur um Kindermobbing handelt und das innerhalb von 1-2 Tagen spätestens aufgehört haben wird. Wenn nächste Woche allerdings immernoch an die verlfuchung dieses kleinen Mädchen glaubt, habe ich ihm gesagt, werde ich Kreidepulver über ihren Kopf streuen und etwas europäische Magie vollführen, damit sie zumindest wieder mit den anderen Kindern spielen kann. Ich brauche nur noch ein paar überzeugende Worte, die sich misteriös genug anhören damit die Kinder mir den Kram abkaufen.
Ein andere recht interessante Sache hat sich heute morgen ereignet. Ich bin mit Jorik (meinem 2nd-Year) im Auftrag von Young Heros zu einer ca. 50-Minuten entfernten Schule in der Pampa Swasilands gefahren (Definition von Pampa= 1 Haus pro km²), die wahrscheinlich das nächste Projekt von uns sein wird. Wiedereinmal ist das Problem nicht ausreichendes Wasser. Hier ein Gespräch dass sich so ungefähr zwischen der Gesundheitszuständigen der Schule und unserer Dolmetscherin ereignet hat:
Zuständige: „Ja, wir haben aber jemanden gefragt ob wir den Brunnen anzapfen dürfen und der hats erlaubt. Der ist auch gar nicht soweit weg.“
Dolmetscherin: „Ok klasse, dann gucken wir uns den doch gleich mal an. Wo ist er denn?“
Z: „Sehen sie den Hügel dahinten? So ungefähr auf dem Hügel drauf“
Der Hügel war mindestens 3 km entfernt.
Gott sei Dank sollten wir erstmal den MP dieses Gebiets Swasilands kennenlernen. Ein MP ist der Repräsentant eines bestimmten Gebiets im Parlament. Gesagt getan, er hielt sich nicht weit weg in einer Grundschule auf, wo wir direkt Plätze angeboten bekommen haben. Vor uns, uns musternd und begutachtend saßen ca. 20 Swasis, größtenteils Frauen, die auf die Rede des MPs warteten, der neben mir saß. Er sagte viel in Siswati und am Ende schloßen alle die Augen und beteten. Das war soziemlich alles was ich aus dieser merkwürdigen Begegnung behalten habe. Anschließend nahm er uns mit seinem Truck zum Brunnen, was zwar sehr nett ist, aber folgendes zu Swasiland un Truckfahren Off-Road. NEIN! So oft kann man sich den Kopf gar nicht an der Decke der überdachten ladefläche stoßen, wie ich es getan habe und auch mein Rücken erinnert mich jetzt noch an die Eisenstangen die unnötiger Weise um die Ladefläche rum gebaut waren. So saßen wir mit 8 Leuten hinten auf der Ladefläche, unter uns die „Straße“ die aus nichts anderem als Schlaglöchern bestand, ab und zu gespickt mit erholsamen „ebenen“ Abschnitten. Stark demoliert stiegen wir also 15 Minuten später aus dem Truck aus und siehe da, hier ist die Wasserquelle. Gemeint ist ein Plastikrohr mit einem Durchmesser von ca. 2 cm, dessen potenziellen Inhalt wir durch ein Tal auf einen anderen Hügel transportieren müssen. Es ist nur ein potenzieller Inhalt, weil wir erstmal das Rohr freikriegen müssen, dass der Besitzer aus irgendeinem Grund verstopft hat. Kosten werden auf so ca. 20.000 Rand kommen, was 2.000 Euro sind. Einnahmequelle des Geldes? Der Tuck-Shop von Young Heros, an dem wir Süßigkeiten und Getränke verkaufen sowie die wenigen Spendengelder von großzügigen Gebern. Soviel dazu.
Ansonsten ist heute das Schulkonzert, in dem ich als Schlagzeuger der Jazzband auftrete und viele andere musikalische Exquisitäten auf den Zuhörer warten. Gleich ist letzte Probe, auf auf, ins Gefecht!